Mafia 3, 2016 von Hangar 13 veröffentlicht, war einer der mit größter Spannung erwarteten Titel des Jahres. Als dritter Teil der Mafia-Reihe trat es nach dem von Kritikern gefeierten Mafia 2 in große Fußstapfen. Das Spiel versprach ein fesselndes Erlebnis in einem neu interpretierten New Orleans, abgerundet durch eine packende Handlung und die gleiche filmische Qualität, die seine Vorgänger so beliebt machte. Während Mafia 3 in einigen Bereichen glänzt, lässt es in anderen zu wünschen übrig und konnte die hohen Erwartungen, die Mafia 2 weckte, letztendlich nicht erfüllen. In diesem Testbericht gehen wir auf die Aspekte von Mafia 3 ein, die funktionierten, denen, die nicht funktionierten, und vergleichen es mit seinem Vorgänger.
Grafik: Ein gemischtes Bild
Einer der am häufigsten gelobten Aspekte von Mafia 3 ist seine Grafik. Das Spiel bietet eine lebendige und atmosphärische Darstellung von New Bordeaux, einer fiktiven Version des New Orleans der späten 1960er Jahre. Die Liebe zum Detail in der Umgebung ist bemerkenswert, die einzelnen Stadtteile werden durch sorgfältiges Design zum Leben erweckt. Die Lichteffekte, insbesondere während des Tag-Nacht-Wechsels, sorgen für zusätzlichen Realismus, und die Reflexionen auf nassen Oberflächen nach einem Regenschauer sind besonders eindrucksvoll.
Die Charaktermodelle sind gut ausgearbeitet, wobei den Hauptfiguren die größte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Gesichtsanimationen in den Zwischensequenzen sind zwar nicht bahnbrechend, vermitteln aber wirkungsvoll Emotionen und verleihen der Geschichte Tiefe. Allerdings ist grafisch nicht alles perfekt. Trotz des beeindruckenden Umgebungsdesigns gibt es auffällige Inkonsistenzen in der Texturqualität, und gelegentliche Pop-In-Probleme können die Immersion stören. Darüber hinaus leidet das Spiel unter technischen Problemen wie Beleuchtungsfehlern und Framerate-Einbrüchen, insbesondere auf Konsolen.
Gameplay: Ein Schritt zurück
Mafia 3 schwächelt vor allem beim Gameplay. Obwohl das Spiel versucht, ein fesselndes Open-World-Erlebnis zu bieten, tappt es in die Falle der Wiederholung. Der Spielablauf besteht darin, Distrikte zu erobern, indem man eine Reihe ähnlicher Missionen erfüllt: Feinde eliminieren, Informanten verhören und Gangster verhaften. Diese Formel wird schnell eintönig und raubt dem Spiel die Spannung und das Engagement, die ein Open-World-Spiel bieten sollte.
Die Kampfmechanik ist funktional, lässt aber die Raffinesse anderer Third-Person-Shooter vermissen. Das Deckungsschießen ist brauchbar, doch das KI-Verhalten ist oft vorhersehbar, wodurch sich Begegnungen weniger herausfordernd und eher wie eine lästige Pflicht anfühlen. Die Fahrmechanik ist zwar angemessen, bietet aber nicht die Präzision und Reaktionsfähigkeit, die das Fahrzeughandling von Mafia 2 so überzeugend machten. Die Verfolgungsjagd, einst ein spannender Aspekt der Serie, ist nun leicht zu entkommen und bietet nicht die Spannung, die Spieler erwarten würden.
Ein weiterer großer Fehler ist das Fortschrittssystem des Spiels. Mafia 3 versucht, ein strategisches Element zu integrieren, indem Spieler eroberte Distrikte ihren Unterbossen zuweisen können, die jeweils unterschiedliche Belohnungen bieten. Dieses System mangelt es jedoch an Tiefe und wirkt letztlich belanglos, da es weder das Gameplay noch den Ausgang der Story wesentlich verändert.
Immersion: Starker Anfang, schwaches Ende
Mafia 3 zeichnet sich durch ein Gefühl der Immersion aus – zumindest anfangs. Die ersten Stunden des Spiels gehören zu den eindringlichsten und stellen den Spielern Lincoln Clay vor, einen Vietnamkriegsveteranen, der in seine Heimatstadt New Bordeaux zurückkehrt und dort eine völlig auf den Kopf gestellte Welt vorfindet. Die Geschichte beginnt mit einem Paukenschlag, voller intensiver Emotionen, einer tiefgründigen Charakterentwicklung und einem starken Gespür für Ort und Zeit. Das Setting, das rassistisch aufgeladene Louisiana des Jahres 1968, bietet viel Potenzial für spannende Geschichten, und das Spiel scheut sich nicht, schwierige Themen wie Rassismus, Verrat und Rache anzusprechen.
Leider lässt die immersive Qualität des Spiels im Verlauf der Geschichte nach. Die Erzählung, die als dicht verwobene Rachegeschichte beginnt, beginnt sich aufzulösen, da sich der Fokus auf sich wiederholende Missionsstrukturen und eine überzogene Handlung verlagert. Die emotionale Tiefe, die das Spiel in den ersten Stunden aufbaut, verliert sich allmählich, sodass die Spieler am Ende den Bezug zur Geschichte und den Charakteren verlieren.
Obwohl die Spielwelt wunderschön gestaltet ist, wirkt sie oft leblos. Die Interaktionen mit den NPCs sind minimal, und der Stadt fehlt trotz ihrer visuellen Fülle die dynamische Energie, die man in anderen Open-World-Spielen wie Grand Theft Auto V oder sogar Mafia 2 findet. Dieser Mangel an Lebendigkeit beeinträchtigt das Eintauchen des Spielers zusätzlich und lässt New Bordeaux eher wie eine Kulisse als eine lebendige Welt erscheinen.
Vergleich mit Mafia 2: Ein deutlicher Rückgang
Im Vergleich zu Mafia 2 wirkt Mafia 3 in mehreren Bereichen deutlich schlechter. Obwohl Mafia 2 ein kleineres und lineareres Spiel ist, überzeugte es durch ein fokussiertes und ausgefeiltes Spielerlebnis. Die Geschichte war flüssig geschrieben, die Spielmechanik solide und die Welt, obwohl nicht so umfangreich wie die von Mafia 3, wirkte lebendig und reagierte auf die Aktionen des Spielers.
Die Fahrmechanik von Mafia 2 wurde besonders für ihren Realismus gelobt. Die Fahrzeuge ließen sich mit einem Gefühl von Gewicht und Authentizität steuern, das Mafia 3 fehlt. Darüber hinaus waren die Missionsvielfalt und das Tempo von Mafia 2 deutlich besser, sodass sich das Gameplay nie repetitiv oder langwierig anfühlte.
Am enttäuschendsten ist vielleicht, dass die Story von Mafia 3 zwar ambitioniert ist, aber nicht die gleiche Wirkung erzielt wie die von Mafia 2. Dessen Geschichte von Vito Scaletta war eine gut erzählte, charakterbasierte Geschichte, die die Spieler noch lange nach dem Abspann beschäftigte. Im Gegensatz dazu verliert die Geschichte von Mafia 3 trotz ihres starken Anfangs an Schwung und kann nicht die gleiche emotionale Wirkung erzielen.
- Grafik
- Geschichte
- Schnittstelle
- Spielablauf
- Merkmale
Zusammenfassung
Mafia 3 ist ein Spiel mit großem Potenzial, das seine Versprechen jedoch letztlich nicht einhält. Zwar besticht das Spiel durch beeindruckende Grafik und eine spannende Einleitung, leidet aber unter repetitivem Gameplay, technischen Problemen und einem Verlust der Immersion im weiteren Verlauf der Geschichte. Im Vergleich zum Vorgänger Mafia 2 werden die Schwächen von Mafia 3 noch deutlicher und verdeutlichen die Schwächen des Spiels.
Für Fans der Serie könnte Mafia 3 immer noch spielenswert sein, insbesondere wegen seines Settings und der anfänglichen Story-Höhepunkte. Wer jedoch ein stimmiges und fesselndes Open-World-Erlebnis sucht, hat bessere Alternativen. Mafia 3 erinnert uns daran, dass Ehrgeiz allein nicht ausreicht, um ein großartiges Spiel zu erschaffen – es erfordert sorgfältige Umsetzung und Liebe zum Detail, und genau hier hapert es bei diesem Titel leider.